Historischer Hintergrund
Als „Bauernkrieg“ wird eine Reihe von Aufständen bezeichnet, die 1524 vor allem in Thüringen, Sachsen, Süddeutschland, der Schweiz, dem Elsass und Tirol ausbrachen und bis 1526 andauerten. Die bäuerliche Bevölkerung forderte von ihren adligen Landesherren mehr Rechte und die Aufhebung der Leibeigenschaft. Die zu diesem Zweck im Frühjahr 1525 in Memmingen verfassten „Zwölf Artikel“ gelten heute als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Freiheits- und Menschenrechten in Europa. Um ihre Ziele zu erreichen, organisierten sich die Bauern in sogenannten "Haufen" und zogen plündernd durch das Land. Auch die Stadt Weinsberg wurde im Laufe der Unruhen zum Ziel der Bauern.
Was geschah in Weinsberg?
Zur Verteidigung Weinsbergs war während der Karwoche 1525 Graf Ludwig von Helfenstein mit ca. 60 Landsknechten und Rittern eingetroffen. Helfenstein war sowohl Amtmann von Weinsberg als auch Obervogt über die württembergischen Burgen. Auf dem Weg von Stuttgart nach Weinsberg hatte er kurzerhand alle Bauern, die ihm begegnet waren, aufgegriffen und ermordet.
Am 16. April 1525, Ostersonntag, nahmen aufständische Bauern Burg und Stadt Weinsberg ein. Helfenstein wurde von diesen gefangen genommen und mitsamt seinen Rittern am heutigen Lindenplatz durch die Spieße gejagt. Dieses Ereignis ging als „Weinsberger Blutostern“ in die Geschichte ein. Tod durch Spießrutenlaufen war eine unehrenhafte Todesstrafe, die eigentlich nur unter Landsknechten üblich war. Die Hinrichtung Helfensteins löste bei den Herrschenden in Deutschland einen großen Schock aus, da sie ihre Stellung bedroht sahen.
Welche Folgen hatte das „Weinsberger Blutostern“?
Viele Städte in der Umgebung ließen die Bauern ein, bspw. öffnete die mächtige Reichsstadt Heilbronn zwei Tage nach der Bluttat ihre Tore. Die eingenommenen Städte wurden von den Bauern kontrolliert. Martin Luther nahm Blutostern wohl zum Anlass für seine Schrift „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“, in der er den Adel zu unnachsichtiger Härte gegen die Aufständischen aufforderte. Mit großer Brutalität verfolgten die Adligen in der Folge die Bauern (Bsp. Jäcklein Rohrbach).
Verheerende Konsequenzen hatte das Ereignis auch für die Stadt Weinsberg selbst: Am 21.5.1525 wurde Weinsberg durch das Heer des Schwäbischen Bundes in Brand gesteckt und verlor seine Freiheiten sowie das Stadtrecht. Obwohl Weinsberg nicht für die Taten der Bauern verantwortlich war, musste die Stadt jahrzehntelang unter dieser folgenschweren Kollektivstrafe leiden.