50 Jahre Genossenschaftskellerei Heilbronn eG


„Kleinstaaterei“ war noch niemals ein guter Ratgeber oder Garant für blühende Erfolge. Diese kluge Weisheit besaßen auch die Gründungsväter der heutigen Genossenschaftskellerei Heilbronn eG und machten sich in damals auch kommunalpolitisch bewegten Umbruchzeiten daran, die richtungweisende Idee einer großen Weinbaugenossenschaft anzupacken und umzusetzen. Größere und schlagkräftigere Einheiten versprachen bereits damals eine bessere Rendite, mehr Effizienz und damit langfristig auch ein Überleben in existenzgefährdenden weinbaulichen Umbruchzeiten. In den Genossenschaften zu Heilbronn, Erlenbach und Weinsberg war nach langer zum Teil kontroverser Diskussion die Erkenntnis gereift, dass man im regionalen Weinbau nur zusammen langfristige Erfolge sowie Einfluss und Selbständigkeit sichern könne.

Und so fusionierten die damaligen Genossenschaften Heilbronn, Erlenbach und Weinsberg zur Genossenschaftskellerei Heilbronn Erlenbach Weinsberg eG, wie sie bis vor wenigen Jahren noch hieß, um Weinausbau, Verwaltung, Lagerung und Vermarktung gemeinsam wirtschaftlich und damit zukunftsfähig zu organisieren.  Um die Zeiten des eigenen Kirchturmdenkens auch sichtbar abzustreifen wurde an der Binswanger Straße gemeinsam ein Kellereikomplex im Außenbereich errichtet, der heute noch Bestand hat und eine große überregionale Strahlkraft als „Weintempel“, Kellereigebäude und nicht zuletzt auch weinbautouristisches Highlight besitzt.  Der Standort wurde kontinuierlich entsprechend der aktuellen Strömungen in der Weinwirtschaft weiterentwickelt und präsentiert sich heute als Kern der größten Weinbaugenossenschaft im Land, die nicht zuletzt wegen ihrer Dynamik und Leistungsfähigkeit inzwischen auch für andere Genossenschaften, die sich anschließen durften, ein „sicherer Hafen“ geworden ist. Eine weitsichtige und mutige Entscheidung der damals verantwortlichen Gründerväter, auf die man heute noch stolz sein kann, hat hierfür den Weg geebnet!

Steigende Ausgaben, zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland, Auswirkungen des Klimawandels, neue Vermarktungswege und wachsende Einschränkungen stellen die Erzeuger und ihre Genossenschaft ständig vor neue Herausforderungen. Besonders im Weinbau vollzieht sich der Strukturwandel mit stetig steigender Geschwindigkeit. Deshalb ist es noch niemals wichtiger als heute gewesen, Gemeinsamkeit zu fordern – und zu fördern!

Der Zusammenschluss der Genossenschaften Heilbronn, Erlenbach und Weinsberg sicherte aber nicht nur die Existenz zahlreicher Weinbaubetriebe, sondern legte gerade aus Weinsberger Sicht auch den Grundstein für eine zukunftsfähige städtebauliche Weiterentwicklung der Stadt. Die damals selbständige Weinsberger Genossenschaft war mitten im Ort im Bereich unterhalb des heutigen Traubenplatzes angesiedelt und damit faktisch der städtebaulichen Entwicklung im Weg. Die weitverzweigten und doch engen, räumlichen Verhältnisse boten der Weinsberger Genossenschaft keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten um die steigenden Erntemengen aufzunehmen. Undenkbar wären heute auch sich im Herbst bis weit in die Hauptstraße hinein zurückstauende Trauben anliefernde Erntefahrzeuge der Wengerter.

Und so war auch die Stadt Weinsberg durch den Zusammenschluss und die Auslagerung der Betriebsgebäude in der Lage, sich im Zentrum der Stadt ein modernes Gesicht zu geben und dennoch den historischen Charakter um den Stadtbild prägenden Weinbau zu bewahren.

Einen solchen gesellschaftlichen Konsens brauchen wir heute in Zeiten des Umbruchs im Weinbau mehr denn je. Ohne das große Engagement und die visionären Ideen der Gründungsväter wären heute die Mitgliedsgemeinden und ihre Weinbaubetriebe vor größte Schwierigkeiten gestellt. Durch Mut, Weitblick und weinbauliche Visionen, gepaart mit kommunalpolitischer Kompetenz, die auch seit jeher immer wieder durch Wengerter maßgeblich mit eingebracht wurde, konnte das Fundament für eine große Zukunft der Genossenschaftskellerei Heilbronn eG und die Heimatgemeinden ihrer Mitgliedsbetriebe gelegt werden. Möge dieser vorbildliche Gemeinsinn und Pragmatismus auch künftigen Generationen Beispiel und Richtschnur sein!

Der Genossenschaftskellerei Heilbronn eG und allen, die sie tragen und unterstützen, wünsche ich besonders im Jubiläumsjahr 2022, aber auch für die Zukunft Erfolg und ein herzliches Glückauf!

Stefan Thoma
Bürgermeister