Hintergrund ist die nach wie vor bestehende Unsicherheit in Sachen Corona-Pandemie. Während aktuell die Inzidenzen zwar sinken, baut sich nach Einschätzung von Fachleuten möglicherweise wieder eine erneute Welle von Infektionen auf, die eine kurzfristige Absage des Festes im September erwartbar werden lassen. Nicht nur die aktuelle Lage in China mit dem erneuten Lockdown für Millionen von Menschen trägt zur Vorsicht bei, sondern auch das immer wieder in den Bereich des Möglichen gerückte Aufkommen neuer Mutationen, vor denen Gesundheitsminister Lauterbach ausdrücklich warnt und zur Vorsicht aufruft.
Insbesondere die Form des Festes im Zelt, die den frühherbstlichen Temperaturen geschuldet ist, lässt die Warnglocken bei den Verantwortlichen im Rathaus läuten. Während aktuell open-air-Veranstaltungen verbreitet wieder durchgeführt werden, ist die Gefährdungslage bei einer Großveranstaltung im Festzelt und damit in einem geschlossenen Bereich deutlich größer. So sind die Verantwortlichen im Weinsberger Rathaus in Abstimmung mit den Gemeinderäten übereingekommen, zwar den Weinsberger Weinsommer des Tourismusvereins Weinsberger Tal e.V. als klassische open-air-Veranstaltung aktiv zu unterstützen und ebenfalls die Weinsberger Weinwanderung wieder durchzuführen, aber zumindest in diesem Herbst erneut den Weinsberger Weibertreuherbst auszusetzen.
Der Weibertreuherbst lebt von einem ungezwungenen Miteinander und einer ausgelassenen Stimmung im vollen Festzelt. Die nicht absehbare Infektionslage im Herbst und die zu erwartenden Maßnahmen wie Maskenpflicht in Innenräumen bei steigenden Infektionszahlen sind zusammen mit der gestiegenen Vorsicht der Menschen keine guten Rahmenbedingungen für das Gelingen des Festes im Zelt.
Im Rahmen einer Klausurtagung des Gemeinderates zum Fortgang des Stadtentwicklungsprozesses am vergangenen Wochenende wurde auch die Kulturarbeit der Stadt beleuchtet und der Fahrplan für die Feste des Jahres 2022 abgestimmt. So soll neben den beiden erwähnten Weinfesten auch das Diner en Blanc im 1. Halbjahr 2022 wieder stattfinden und zudem auf Anregung der Stadtverwaltung ein Weinausschank am Wein- und Rosenrundweg stattfinden, der künftig durch das Staatsweingut Weinsberg ermöglicht werden soll.
Der mehrmonatige Planungsvorlauf für den Weibertreuherbst und die Notwendigkeit, zum jetzigen Zeitpunkt kostspielige Verträge für Festzelt und das musikalische Rahmenprogramm abzuschließen, auch wenn die Realisierung unklar ist, verdeutlicht den Entscheidungsdruck Anfang Mai, zu einer definitiven Prognose hinsichtlich der Umsetzung des Weibertreuherbstes zu kommen. Diese Prognose ist aus heutiger Sicht nicht mit hinlänglicher Gewissheit abzugeben, weshalb nur die Option der Absage des Festes für das Jahr 2022 blieb.
Die Ergebnisse der Klausurtagung des Weinsberger Gemeinderates zum Thema Stadtentwicklung Weinsberg 2035 werden in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 28. Juni 2022 der Öffentlichkeit präsentiert und der Fahrplan für die Beteiligung der Bürgerschaft am Stadtentwicklungsprozess vorgestellt. Im Rahmen dieser Öffentlichkeitsbeteiligung soll der Bürgerschaft ein großes Mitspracherecht zu den Zukunftsfragen der Stadtentwicklung eingeräumt werden. In diesem Rahmen erhält die Bürgerschaft auch die Möglichkeit, ihre Vorstellungen zur künftigen Ausrichtung der Weinsberger Kulturarbeit einzubringen.