Die Zahl der Waschbären ist in den vergangenen Jahren im Landkreis Heilbronn stark angestiegen. Die anpassungsfähigen Allesfresser nutzen neben Wäldern, Feldern und Park- und Gartenanlagen auch menschliche Siedlungen als Lebensraum. Ähnlich wie Amseln oder Igel finden sie in Wohngebieten gute Nahrungsquellen und Unterschlupfmöglichkeiten. Bei diesen günstigen Bedingungen ist es nicht möglich, die Tiere dauerhaft aus dem Siedlungsraum fernzuhalten.
Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika und wurden durch den Menschen nach Europa eingeführt. Schnell eroberten sie den neuen Lebensraum und kommen mittlerweile in weiten Teilen Deutschlands vor. In Baden-Württemberg liegt der Verbreitungsschwerpunkt derzeit noch im Nordosten. Mit einer weiteren Zunahme der Tiere ist zu rechnen.
Als Wildtier und nicht heimische Tierart dürfen Waschbären nicht gefördert werden. Der beste Schutz gegen ungebetene Gäste ist, zunächst einmal das Nahrungsangebot im Garten und am Haus so gering wie möglich zu halten. Besonders anziehend wirken leicht zugängliche Nahrungsquellen wie Futterstellen für Haustiere oder Vögel, offene Kompostbehälter oder Obst. Auch Geflügel und kleinere Haustiere wie Meerschweinchen und Kaninchen sind eine willkommene Beute.
Maßnahmen zur Absicherung des Grundstücks
- Waschbären nicht füttern
- Abfälle und Mülltonnen unzugänglich aufbewahren; wenn dies nicht möglich ist, die Behältnisse mit starken Spanngummis sichern und bestenfalls einen halben Meter von Kletterhilfen wie Zäunen, Zweigen und Mauern entfernt aufstellen.
- Keine Speisereste auf dem Komposthaufen entsorgen (besser: geschlossene Kompostbehälter verwenden)
- Futter für Haustiere oder Vögel nicht über Nacht im Garten oder auf der Terrasse belassen.
- Obstbäume mit einem mindestens einem Meter hohen Blechring am Stamm gegen Hochklettern schützen. Fallobst sammeln und reifes Obst ernten.
- Wertvolle Pflanzungen, Gartenteiche, Kaninchenboxen etc. mit einer Elektrozaun-Anlage sichern
Maßnahmen zur Sicherung des Hauses
Waschbären haben gerne auf Dächern ihr Tagesversteck. Angrenzende Bäume, Regenrinnen und Blitzableiter bieten Waschbären die Möglichkeit auf Hausdächer zu gelangen. Auch der Schornstein kann als Tagesquartier dienen.
- Überhängende Bäume großzügig zurückschneiden
- Anbringen von Blechabdeckungen mit einer Mindestbreite von einem Meter an Regerinnen und Blitzableitern
- Metallgitter auf dem Schornstein anbringen
- Katzenklappen nachts verschließen oder Klappen mit Schließfunktionen verwenden
- Mögliche Schlupflöcher mit dauerhaften Baumaterialien schließen
Maßnahmen zum Schutz vor übertragbaren Tierinfektionen
Waschbären nutzen bestimmte Plätze als „Toilette“ (Latrinen). Diese Plätze stellen eine potentielle Infektionsgefahr dar und sollte daher regelmäßig gereinigt werden. Dabei ist zu beachten:
- Kinder und Haustiere von diesen Latrinen fernhalten
- Latrinen mit Mundschutz und Gummihandschuhen entfernen und Exkremente in fest verknoteten Plastikbeuteln über den Restabfall entsorgen, kontaminierte Flächen möglichst mit kochendem Wasser begießen
- Direkt danach Hände waschen
- Größere Latrinen im Haus (Dachboden) sollten von Fachpersonal beseitigt werden (Desinfektion, Abflammen mittels Gasbrenner)
- Direkten Kontakt mit Waschbären vermeiden
Bei Waschbären und Füchsen im Landkreis Heilbronn wurde die Viruserkrankung Staupe nachgewiesen, die auch auf Hunde übertragbar ist. Durch eine ausreichende Grundimmunisierung sowie regelmäßige Auffrischungsimpfungen können Hunde gegen die Krankheit geschützt werden:
- Hunde und Katzen regelmäßig entwurmen und Impfschutz in der Tierarztpraxis überprüfen lassen
- Direkten Kontakt mit lebenden oder toten Wildtieren vermeiden
- Hunde daran hindern, Kot von Waschbären oder anderen Wildtieren aufzunehmen oder sich darin zu wälzen. Ggf. an der Leine führen
In den vergangenen Wochen wurden außerdem vermehrt Füchse beobachtet, die an der Fuchsräude erkrankt sind. Die parasitäre Wildkrankheit ist im Landkreis Heilbronn regional unterschiedlich stark verbreitet.
Die Räude ist eine durch Grabmilben verursachte Erkrankung der Haut, das mit einem starken Juckreiz einhergeht. Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf verlieren die Füchse an den befallenen Körperstellen das Fell und die Haut zeigt deutliche Verkrustungen.
Eine Übertragung auf Hunde ist möglich.
Auch hier helfen ähnliche Gegenmaßnahmen wie bei der Staupe:
- Bei Verdacht auf Erkrankung (Hund verliert auffällig viele Haare, kratzt sich stark) Tierarzt aufsuchen. Räude ist behandelbar
- Direkten Kontakt mit Füchsen vermeiden
- Hunde möglichst an der Leine führen und von Füchsen fernhalten
- Stark erkrankte oder verendete Tiere beim zuständigen Ordnungsamt melden, nur im Ausnahmefall mit Handschuhen anfassen
Weitere Informationen sind auf dem Wildtierportal des Landes Baden-Württemberg unter www.wildtierportal-bw.de sowie bei dem Wildtierbeauftragten des Landkreises Heilbronn, Kai Hagenbruch, telefonisch unter 0160 96219100 oder per E-Mail an kai.hagenbruch@landratsamt-heilbronn.de erhältlich.