Geschichte

Weinsbergs Geschichte

„Weinsberg“ ist der ursprüngliche Name der ehemaligen Reichsburg. Nach ihr sind die Stadt und das „Weinsberger Tal“ benannt. Kulturfunde (u.a. die Ruine eines römischen Gutshofes mit Badehaus) belegen, dass die Gemarkung lange vor Gründung der Burg besiedelt war.


Die Römer in Weinsberg

Die ersten sicher nachgewiesenen Siedler auf Weinsberger Gemarkung waren Römer. Das Gebiet der heutigen Stadt Weinsberg wurde mit der letzten Grenzverschiebung des Neckarlimes nach Osten (ca. 159-165 n.Chr.) Teil des Römischen Reiches. 1906 fand man bei Ausgrabungen am westlichen Stadtrand die Überreste eines römischen Badehauses. 1928 entdeckte man weitere Funde, die darauf hindeuteten, dass das Badegebäude einst zu einem römischen Gutshof gehört hatte. Der Gutshof wurde zwischen 148 und 161 n. Chr. an der Römerstraße, die von Böckingen nach Öhringen führte, errichtet. Die Zerstörung der Anlage erfolgte entweder 234 n. Chr. oder spätestens 259/260 n. Chr., als die Alamannen den Limes überrannten. Daraufhin zogen sich die Römer auf das Gebiet rechts des Rheins zurück.


Burg Weinsberg

Die Burg wurde als rein militärische Anlage vor 1037 errichtet. Die ältesten Überlieferungen reichen in die ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts zurück. Sie bezeugen Burg Weinsberg als Wohnsitz der lothringischen Gräfin Adelheid von Metz, der Mutter Kaiser Konrads II. aus dem Salierhaus. Im 12. Jahrhundert bauten die Staufer Weinsberg zu einem Hauptsitz aus. Vermutlich zwischen 1133 und 1140 riss Welf VI. die Burg im Zuge einer Erbfehde an sich. Im Spätherbst 1140 brachte König Konrad III. nach mehrwöchiger Belagerung dem Welfen eine vernichtende Niederlage bei.


Die Treuen Weiber von Weinsberg

Die damalige Übergabe der Burg ist mit einem Ereignis verbunden, das als „Tat der Treuen Weiber von Weinsberg“ weltweit Bekanntheit erlangte: König Konrad gewährte den Frauen auf der Burg freien Abzug mit der Erlaubnis, so viel persönliche Habe mitzunehmen, wie jede tragen könne. Die Frauen griffen zu einer List: Statt des Hausrates trugen sie ihre Männer auf dem Rücken den Burgberg hinab. Die Kölner Königschronik berichtet darüber folgendermaßen:

„Im Jahre des Herrn 1140. Der König belagerte eine Burg des Herzogs Welf von Bayern namens Weinsberg und brachte sie zur Kapitulation, wobei er den Ehefrauen und den übrigen Weibern, die sich daselbst vorfanden, mit königlichem Edelsinn diese Erlaubnis gewährte, dass jede herabtragen dürfe, was sie auf den Schultern vermöge. Diese, ebenso auf die Treue gegen die Ehemänner als die Erhaltung der übrigen bedacht, ließen den Hausrat außer Acht und stiegen herab, indem sie die Männer auf den Schultern trugen. Als aber Herzog Friedrich widersprach, dass man solches hingehen lasse, erklärte der König, der die Hinterlist der Weiber nicht übelnahm, es zieme sich nicht, ein Königswort zu wandeln.“

Die Burg Weinsberg kam durch dieses Ereignis zu ihrem Namen „Weibertreu“.


Die Weibertreue

 

Herrscherwechsel auf der Burg

Die Staufer setzten nach 1140 eigene Ministerialen (Dienstleute des hohen Adels) auf Burg Weinsberg ein. Nach 1150 erscheint hier diejenige Ministerialenfamilie, aus der später die Herren von Weinsberg hervorgingen. Die Mitglieder dieser Familie gelangten zu großem Ansehen und bekleideten hohe Ämter in Staat und Kirche. Das Geschlecht der Herren von Weinsberg erlosch im frühen 16. Jahrhundert. Die Burg war mit den dazugehörenden Dörfern schon 1412 zur Hälfte und ab 1450 vollständig in den Besitz des Pfalzgrafen bei Rhein übergegangen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelangte sie an die Herzöge von Württemberg.

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte verfiel die Burg immer weiter und wurde von den Einwohnern Weinsbergs als Steinbruch genutzt. Erst im 19. Jahrhundert konnte sie durch den Einsatz von Justinus Kerner vor dem weiteren Verfall gerettet und ab dem Sommer 1824 von der Öffentlichkeit besucht werden.

 

Die Stadt Weinsberg

Die früheste schriftliche Erwähnung einer Stadtsiedlung Weinsberg stammt aus einem Einkünfteverzeichnis von 1241. Über den Zeitpunkt, an dem Weinsberg das Stadtrecht erlangt hat, gibt das Verzeichnis keinen Hinweis.

Während des Städtekrieges eroberten Edelleute 1440 die Stadt und verkauften sie noch im selben Jahr an die Kurpfalz, womit ihre Reichsfreiheit faktisch erlosch. Nach gewaltsamer Eroberung durch Herzog Ulrich im Jahr 1504 kam Weinsberg zum Herzogtum Württemberg.

Im Bauernkrieg wurden am Ostersonntag 1525 Burg und Stadt von aufständischen Bauern erobert. Sie jagten den gefangen genommenen Amtmann Weinsbergs, Graf von Helfenstein, mitsamt seinen Rittern auf dem heutigen Lindenplatz durch die Spieße. Dieses Ereignis ging als „Weinsberger Blut-Ostern in die Geschichte ein.

Der Schwäbische Bund bezichtigte Weinsberg der Mittäterschaft an der Bluttat und ordnete die Zerstörung der Stadt an. Sie verlor außerdem das Stadtrecht und sämtliche Freiheiten. Erst 1553 erhielt Weinsberg durch Herzog Christoph wieder Stadtrechte.

 

Schicksalsschläge für die Stadt

Im August 1707 fielen zwei Drittel der Gebäude Weinsbergs einem Großbrand zum Opfer, es gelang aber innerhalb weniger Jahre die Stadt wieder aufzubauen. 1755 wurde Weinsberg Hauptort des gleichnamigen Oberamts. Dieses bestand bis 1926 und ging dann in den Landkreisen Heilbronn und Öhringen auf.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im April 1945, wurde die Stadt durch einen Luftangriff und den dadurch ausgelösten Großbrand ein drittes Mal in ihrer Geschichte stark zerstört.

An der Südseite des Rathauses ist der Sinnspruch „Dennoch – trotzdem - eineweg“ eingemeißelt. Diese markanten Worte prägte der schwäbische Dichter August Lämmle im August 1953 im Burghotel Weinsberg im Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Heim. Sie sollen vom ungebrochenen Willen der Weinsberger Bürger zeugen, die ihre Stadt und das Rathaus nach wiederholten Zerstörungen immer wieder aufbauten.